Historische Gebäude in Gummersbach

Die Vogtei, auch genannt "Die Burg"

Aktuelle Ansicht der Vogtei oder die BurgBei dem Streifzug durch die Stadt Gummersbach fällt ein wuchtiges Steinhaus „Die Vogtei“ an der Kaiserstraße auf. Die geschichtliche Bedeutung, wie Gummersbach zum Gerichtsort wurde, sollte bei unserem Stadtrundgang kurz vorangestellt werden.
Die Grafen von der Mark, an die der Gummersbacher Raum Ende des 13. Jh. zum einen von den Grafen von Sayn, zum anderen von den Grafen von Berg durch Verpfändung gekommen war, verlegten dann auch 1335 das „Freygericht von Lucinchusen ( Lützinghausen) in das Kirchdorf; damit war Gummersbach nun auch „Veste“, d.h. Gerichtsort, und blieb es - allerdings mit zwischenzeitlicher (1419-1638) Abgabe von Kompetenzen an das Stadtgericht der 1301 gegründeten „niuwe stad" (Bergneustadt) - bis auf den heutigen Tag. Zum Sitz der Geistlichkeit war damit auch die weltliche Gerichtsbarlkeit gekommen; und damit erfuhr Gummersbach eine weitere Stärkung seiner zentralen Stellung und durch die Jahrhunderte hindurch Zentrum des mittleren Oberbergischen Kreises.

„DieVogtei“, die im Volksmund wegen ihrer dicken Mauern und des trutzigen Aussehens auch „Burg" genannt wird, ist heute noch ein Wahrzeichen der Stadt und befindet sich im Privatbesitz. Es ist ein wuchtiger Steinbau mit steilem Walmdach und Mansardenfensterchen in der Gummersbacher Stadtmitte. Rechts und links erheben sich zierlichere Anbauten aus späterer Zeit. Die Vorderseite ziert in schwerem Eisen die Jahreszahl 1700.
Von 1680 bis 1711 amtierte der Erbauer Dr. jur. Johann Pollmann als Vogt bzw. Landrichter in Gummersbach und hinterließ der Stadt dieses bedeutende Baudenkmal.
Sein Sohn Adam Henrich v. Pollmann wurde zunächst 1711 Nachfolger seines Vaters als Vogt.
Er war eine überragende Gummersbacher Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts. Die Familie Pollmann stammte aus dem Dörfchen Reppinghausen bei Marienheide. Dort lag in alter Zeit der Poler Hof, von dem sich der Name ableitet. Durch Erzabbau und die Weiterverarbeitung von Eisen häufte die Familie schon seit dem 16. Jahrhundert ein beträchtliches Vermögen an.
Adam Henrich Pollmann ging später als königlich preußischer Resident nach Köln und wurde schließlich Direktorialgesandter beim niederrheinischen Kreis. Kurze Zeit darauf verlieh man ihm den Titel eines Geheimen Justizrates und ernannte ihn zum Kommitial-Minister. Bei der Kaiserwahl und der Krönung war er bevollmächtigter Gesandter. Endlich verlieh man ihm den Reichsadel und den erblichen preußischen Adel. Auch mit dem Orden Pour le Mèrite wurde er ausgezeichnet.
Seine Karriere kann man wohl am besten durch seine Verwurzelung in der Heimat und der Vogtfamilie v. Pollmann erklären.
Über dem Eingangsportal der Vogtei steht der lateinische Spruch „Inhabitamus ut emigremus“
(Wir haben keine bleibende Stätte auf Erden). Geschmückt wird die Tür durch das redende Wappen der Familie des Erbauers Johann Pollmann. Ein großer Eichbaum unter ihm ein Wasserpohl (hochdeutsch Pfuhl genannt), und daneben ein Mann, der mit einem Stock (im Dialekt paol genannt, hochdeutsch Pfahl) in dem „Pohl“ rührt.Postkarte von 1905, sie zeigt die alte Burg

Die Aufnahme zeigt die Vogtei im Jahre 1905 - bis heute hat sie sich kaum verändert. Lediglich die Dachspitze mit dem Ziergitter (und Äolsharfe) ist inzwischen entfernt worden, und die Umlage ist heute schöner und gepflegter als um die Jahrhundertwende. In dem rückwärtigen Park wurde früher sogar Theater gespielt. Es wird berichtet, dass die Schulprüfung der Rectoratschule, das Examen, immer eine sehr wichtige Angelegenheit war. Sie wurde durch ein Programm angekündigt und veranlasste nicht nur feierliche Reden, sondern auch Theateraufführungen.... einmal sei eine glänzende Aufführung in den Alleen des Vogtes Pollmann veranstaltet worden. Ein Dutzend Bäume, an jeder Seite abgesperrt, bildetete die Bühne; eine lange Reihe von Sitzen wurde für die Zuschauer fertig gestellt. Alles wohl beleuchtet, nahm sich im Grünen prachtvoll aus.
Eine kleine Anmerkung sei gestattet, wirft sie doch ein bezeichnendes Licht auf das Gummersbach der Jahrhundertwende: Neben der Vogtei waren lange Zeit zwei Teiche. Dort betrieb die Jugend heimlich das Schlittschuhlaufen, immer ein wenig auf der Hut vor dem Gärtner der „Vogtei“-Anlagen.