Kirchen

Evangelische Kirche "Oberbergischer Dom"

Die Evangelische Kirche am Kerberg in Gummersbach

Die evangelische Kirche in Gummersbach erhebt sich am Hange des Kerbergs (aus Kerkberg = Kirchberg) und beherrscht auch heute noch mit mächtigem Turm und hohem Turmhelm das Stadtbild. Wegen ihrer Größe und stattlichen Erscheinung, vor allem aber als ehemalige Mutterkirche aller benachbarten Kirchengemeinden wird sie „Oberbergischer Dom“ genannt.

1963 wurden vom Landesmuseum Bonn archäologische Grabungen durchgeführt, die die Baugeschichte weitgehend aufklärten: Demnach entstand etwa Mitte des 9.Jahrhunderts ein erster Kirchenbau: ein einschiffiger, rechteckiger Saalbau etwa von der Größe der heutigen Kirche.

Etwa 200 Jahre später, also um 1050, wurde dieser recht einfache Bau durch ein deutlich kleineres, Evangelische Kirche Gummersbachaber architektonisch anspruchsvolleres und solider gebautes Gotteshaus ersetzt; es hatte im Gegensatz zum Vorgängerbau einen runden Chor und möglicherweise auch schon einen Turm. Die neue Kirche war allerdings erheblich kleiner als die alte, denn die entfernter liegenden Kapellen in Ründeroth, Gimborn, Müllenbach, Lieberhausen und Wiedenest hatten sich verselbständigt und von der Gummersbacher Mutterkirche gelöst.

Um 1150 erhielt die Kirche je ein Seitenschiff und den heutigen Turm. Auch der romanische Taufstein, aus einem einzigen Block Trachyt gemeißelt, stammt aus dieser Zeit.Wieder etwa hundert Jahre später, also um 1250, wurde das Hauptschiff und die beiden Seitenschiffe etwa um die Breite des heutigen Querschiffes verlängert, wodurch die Kirche ungefähr die heutige Grundfläche einnahm; damit war auch der Endpunkt des romanischen Kirchenbaus erreicht.

Etwa 200 Jahre blieb dieser Zustand, dann wurde um 1450 die letzte Erweiterung wieder abgerissen und an ihrer Stelle das heutige Querschiff errichtet und zwar im gotischen Stil; etwas später wurde auch das stadtwärtige Seitenschiff in diesem Stil erneuert. So steht die Kirche auch heute noch. Die Reformation, die das Oberbergische um 1550 erreichte, führte zu keinen Veränderungen der äußeren Architektur, wohl aber im Inneren: Da die Wortverkündi-gung im protestantischen Gottesdienst von zentraler Bedeutung ist, wurde um 1720 als erste Maßnahme nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) eine neue Kanzel geschaffen (im Stil des Barock) und in die Achse des Hauptschiffs versetzt. Noch im selben Jahrhundert wurde über Kanzel und Altar auch eine Orgel gesetzt; der Orgelprospekt ist noch der originale, das Orgelwerk allerdings wurde vor kurzem erneuert.

Neben dem romanischen Taufstein und den barocken Prinzipalstücken (Kanzel und Orgel-prospekt) ist als besonders wichtig noch das sogenannte „Taufhäuschen“ zu nennen: Der gotische Stil verweist es ins 15.Jahrhundert, also noch in katholische Zeit; es wurde dann im Zuge der reformatorischen Bewegung entfernt und außerhalb gelagert (darauf verweisen Verrottungsspuren), aber mit dem offiziellen Übertritt 1580 wieder - nun aber als Taufhäuschen - hereingeholt, renoviert und mit entsprechenden Bibelsprüchen versehen.

1899/1900, inzwischen war durch die Industrialisierung in den vorangegangenen Jahrzehnten nicht nur die Bevölkerungszahl, sondern auch der Wohlstand stark gewachsen, wurde die Kirche im Inneren durch Emporen und außen durch mittelalterlich anmutende Treppentürme erweitert. Diese Ergänzungen wurden aus denkmalpflegerischen Gründen im Zuge einer umfassenden Renovierung 1963/64 wieder entfernt. Lediglich die farbenprächtigen Fenster, gestiftet von der Familie Steinmüller, blieben.

Unterhalb der Bruchsteinmauer, die den Platz vor dem Turm umgibt, sind einige unter Denkmalschutz gestellte Grabplatten und Grabsteine des 17. - 19. Jh. zu sehen.