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"Kenner schätzen, daß ungefähr ein Drittel aller hebräischen Bücher,
die bis Ende des 18. Jahrhunderts gedruckt wurden, aus Druckereien in
Deutschland kamen, wovon Gebetbücher aller Art mindestens die Hälfte
ausmachten."
Diese Bücher waren nicht nur für Juden, sondern ebenfalls für christliche
Humanisten, Theologen, Juristen u. a. bestimmt. Da die selbständige
Bücherherstellung den Juden als Nicht-Zunftmitgliedern jahrhundertelang
vorenthalten blieb, waren es meistens nichtjüdische Schriftschneider,
-gießer und Drucker, die die hebräischen Drucklettern herstellten und
verwendeten. Sie waren auf die Zusammenarbeit mit Juden angewiesen;
denn in der Regel waren sie der hebräischen Sprache nicht mächtig. So
entwickelte sich die hebräische Typographie als integraler Teil der
deutschen und europäischen Typographie und war ein wichtiges Bindeglied
zwischen deutscher und jüdischer Kultur.
Seit dem 17. Jahrhundert kann man bereits von der Spezialisierung gewisser
hebräischer Drucklettern (mit denen man vor allem Hebräisch, Jiddisch und
Aramäisch setzt) sprechen: Die sogenannte Weiberdeutsch-Letter wurde nur
für jiddische Literatur für Frauen verwendet, was so gut wie unbekannt ist,
die halblapidare Raschi-Letter wird bis heute für rabbinische Kommentartexte
gebraucht.
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